Nichtstun

In manchen Situationen kann Nichtstun zum Problem werden. Zum Beispiel wenn es um Behördenanfragen geht oder das Finanzamt anmahnt. Konflikte werden durch Nichtstun auch meistens nicht gelöst. Unangenehme Gespräche werden durch Nichtstun nicht besser. In diesen genannten Beispielen ist das Nichttun mit Verdrängen, Verleugnen oder Ignorieren verknüpft und bringt keine positive Lösung.

Nichtstun kann jedoch durchaus sehr positive und angenehme Auswirkungen haben. Körper und Geist können sich dabei regenerieren – der Blutdruck kann sinken, der Energiehaushalt des Körpers verbessert, das Immunsystem gestärkt, Stress verringert werden. Durch diese Pausen wird das seelische Gleichgewicht gestärkt, ebenso das Gedächtnis oder die Kreativität. Nichtstun ist demnach keine verlorene Zeit. Auch wenn es oft verpönt ist oder negativ als Faulenzen oder Müßiggang bewertet wird.

Viele Menschen haben Nichtstun verlernt. Oder haben Angst dadurch etwas zu verpassen, abgehängt zu werden. Gerade in unserer Informationsgesellschaft bleibt kaum Zeit dazu. Ständig meinen wir erreichbar sein zu müssen, checken Mails, kaufen immer leistungsfähigere Handys. Gleichzeitig leiden wir unter dem Gefühl der Überforderung oder Reizüberflutung.

Manchmal kann es eine schwere Aufgabe sein oder sogar eine Kunst, Nichtstun wieder zu erlernen. Und zu lernen, dass diese freie Zeit nicht mit neuen Aktivitäten gefüllt wird.
Auch der Kontakt mit sich selbst, der beim Nichtstun entsteht, kann fremd oder unangenehm sein. Ruhe und eine Auszeit aber helfen, bringen Wohlfühlen und innere Ausgeglichenheit zurück. Vielleicht gibt es jetzt an den Feiertagen auch die Möglichkeit, einmal nichts zu tun. Vielleicht ein paar Stunden oder auch kürzer. Oder es wird ein guter Vorsatz für das Neue Jahr – mehr Nichtstun im Alltag mit Entspannen und Auftanken.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht am Montag 19. Dezember 2016