Der falsche Platz

Manchmal haben wir einen falschen Platz im Leben. Zum Beispiel im Flugzeug neben einem unangenehmen Mitreisenden. Diese Zeit ist aber begrenzt und überschaubar, der Flug endet irgendwann. Ein falscher Platz im Beruf ist dagegen schon von längerer Dauer. Er endet in der Regel nicht von selbst, unter Umständen erst mit dem Eintritt ins Rentenalter. Auch eine Wohnung in einer falschen Stadt oder in einem falschen Viertel kann zum Unglücklich-Werden führen.

Der falsche Platz in der Partnerschaft wird auf Dauer mit großer Wahrscheinlichkeit zum Gefühl führen, in einem Käfig zu leben, das Leben der Anderen statt das eigene zu leben. Oder sogar dazu führen, körperlich krank zu werden. Oft zeigt der Körper zuerst, dass mit der Seele etwas nicht stimmt. Ein Verharren an einem falschen Platz kann eine große Belastung bedeuten. Obwohl der Zustand eventuell Gewohnheit geworden ist oder über Jahre unverändert gelebt wurde.

„Ist das nun mein Leben?“ Oder „ist das nun alles, kommt noch etwas?“ – sind manchmal wichtige Fragen, die anzeigen, dass etwas nicht mehr stimmt. Dann gilt es herauszufinden, was genau einengt oder unzufrieden macht. Eine berufliche Veränderung ist heutzutage schon fast üblich oder erstrebenswert geworden statt einen geradlinigen Weg zu gehen oder einen Platz über viele Jahre auszufüllen.

Bei falschen Freunden oder dem falschen Platz in einer Beziehung ist die Vorstellung, etwas ändern zu wollen oder zu müssen, sehr oft mit großen Ängsten verbunden. Zunächst braucht es Mut, sich die eigene, unzufrieden machende Situation einzugestehen.

Was will ich wirklich? Was kann ich ändern? Wofür begeistere ich mich? Was bringt mir Energie und Freude? Was kann ich am besten? Welcher inneren Stimme will ich folgen? Dies sind einige Fragen, um die zunächst die Gedanken und Selbstreflexion kreisen sollte. Die Antworten sind auch gleichzeitig wichtige Schritte und Erkenntnisse auf dem Weg zum richtigen Platz. Dieser Weg kann immer wieder neu eingeschlagen werden. Der falsche Platz wird verlassen, ein neuer zufriedenstellender gefunden.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht am Montag 21. Dezember 2015