Erste Ferien ohne Eltern
In diesem Sommer wollte Luca unbedingt alleine verreisen. Mit seinem besten Freund hatte er sich ein Ferienzeltlager in den Bergen ausgesucht. Monatelang sprach er davon. Immer wieder fragte er die Eltern, ob er die Jugendreise machen dürfe. Die Eltern kannten ihren Sohn gar nicht so hartnäckig. Sie waren überrascht über die Ernsthaftigkeit ihres 13-Jährigen.
Gemeinsam fingen sie dann an, sich um alles Notwendige zu kümmern. Auch in den weiteren Monaten verfolgte Luca sein Ziel – er sparte für sein Reisetaschengeld und für seinen „Anteil“ an den Ferienkosten. Er war Feuer und Flamme und schmiedete mit seinem Freund Reisepläne. Bereitete sich auf das Reiseziel und die angekündigten Unternehmungen sehr intensiv vor. Besonders das Sport- und Aktivprogramm gefiel den beiden Freunden.
Auch für die Eltern begann eine aufregende Zeit. Für sie war es ein großer Schritt, ihrem Sohn zum ersten Mal den Wunsch nach einer elternfreien Reise zu erfüllen. Neben Bedenken und Skepsis hatten sie aber Vertrauen in ihren Sohn. Und sie wussten, dass er lernen musste, auf eigenen Beinen zu stehen. Seine Eigenständigkeit und sein Selbstvertrauen würde dadurch wachsen. Regeln und Vereinbarung kannte Luca aus der Familie. Er hielt sie meistens sehr zuverlässig ein. In der Feriengemeinschaft würde das auch klappten.
Im Vorbereitungstreffen waren die Regeln besprochen worden. Die Einhaltung der Jugendschutzbestimmungen war ebenfalls gewährleistet. Eine durchgängige Betreuung und Aufsicht, auch nachts, war gegeben. Ebenso eine jugendgerechte Unterbringung im Zeltlager, gute Verpflegung und pädagogisch geschulte und erfahrene Mitarbeiter. So stand dem Abenteuer, „Ferienreise ohne Eltern“, nichts mehr im Wege. Die Eltern vertrauten ihrem Sohn, dass er seine erste Reise ohne sie meistern und genießen würde.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 12. Juli 2014