Jonas redet so wenig

Lisa und Bea fahren gemeinsam in ihr Frauenwochenende. Seit Jahren halten die Schwestern an dieser Tradition fest. Sie nehmen sich Zeit zum Reden und Ausspannen. Die Männer und Kinder bleiben zu Hause. Dieses Mal ist Bea nur ungern von zu Hause weggefahren. Sie macht sich in den vergangenen Wochen oft Sorgen um ihren Sohn. Jonas geht seit längerem in die Kita, aber er spricht so wenig über seine Zeit dort. Auf die Frage “Wie war es heute?” antwortet Jonas knapp “Schön”. Auch die tägliche Frage, was es zu essen gab, wird fast immer mit “Nudeln mit Sauce” beantwortet. Bea ist froh, mit Lisa über diese Sorgen sprechen zu können. Die beiden Schwestern haben immer gut miteinander reden können. Und Lisa ist eine erfahrene Mutter. Natürlich weiß sie Rat. “Sprich regelmäßig mit Jonas, erzähle jeden Tag mit ihm über den Alltag. Und geh’ auf jeden Fall auf Jonas zu, und sprich ihn an.”

Kinder sind manchmal redefaul oder mit ihren Gedanken schon längst woanders. Sie sind auch keine kleinen Erwachsenen, die zunächst immer alles berichten, was am Tag war. Eltern sollten sich davon nicht beirren lassen und stets regelmäßig auf die Kinder zugehen. Sie sind Vorbilder, auch für ein positives kommunikatives Verhalten, für den Umgang mit Problemen, Konflikten und Gefühlen. Und es ist die Aufgabe der Eltern, auf die Kinder zuzugehen und für einen guten Kontakt zu sorgen. So kann Jonas lernen, dass er auch bei schweren Themen oder Sorgen mit den Eltern reden kann und von ihnen ernst genommen wird.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 21. Juni 2008