Ärger über den Partner
Seit einiger Zeit beschimpfen sich Birte und Jens, wenn sie sich über einander geärgert haben. Unmerklich hat sich ein Verhalten eingeschlichen, das dem vermehrten Ärger übereinander Ausdruck verleihen soll. Birte vergaß zum Beispiel die Fernsehzeitung mitzubringen, wie es verabredet war. Oder sie hatte Jens nicht gesagt, dass ihre Mutter sonntags zum Kaffee kommen wollte. Jens wurde ärgerlich und wütend. Zusätzlich begann er, Birte persönlich abzuwerten. „Unzuverlässig und veranwortungslos“, ist das Etikett, das er ihr in letzter Zeit oft verpasst. Und dieses Etikett bleibt an ihr haften, immer häufiger wird es von Jens genannt. Positive Begebenheiten nimmt er gar nicht mehr war.
Der Ärger, der Frust, die Hilflosigkeit über den Partner bewirken manchmal, dass „harte Geschütze aufgefahren werden“. Sich-Klein-Fühlen, Sich- Ohnmächtig-Fühlen bewirken oft, dass der Partner, den wir lieben, mit Verachtung gestraft wird. Die Beziehung wird belastet und vergiftet. Es kann zum ständigen Kampf zwischen Verletztwerden und Zurückschlagen kommen.
Ein erster wichtiger Schritt für Jens wäre die Bereitschaft, sich selbst seinen Frust bewußt zu machen. „Ich bin sauer und enttäuscht, wenn Du Dich nicht an Verabredetes hältst“ – so könnte Jens mit Birte sprechen. Weiter sagt er ihr, was er braucht und wünscht. Birte kann dann von sich antworten, was sie dazu meint. Ein Gespräch kommt in Gang, das den Teufelskreis zwischen Frust, Hilflosigkeit, Wut und Erniedrigung durchbrechen kann. Verständnis und Verständigung können sich wieder neu entwickeln.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 13. September 2008