Nein-Sagen lernen
In diesem Jahr geht es mehr um mich – das ist der Wunsch von Maren für 2009. Sie will mehr auf sich selbst achten, wenn die Kinder `mal wieder sagen, “Mama macht das schon”. Oder sie will ihre Pläne verwirklichen, statt sie aus Rücksicht auf ihren Mann zurückzustellen. Nein-Sagen will sie, wenn die Kollegen wieder fragen, “kannst Du `mal eben”. “Nein” – dieses Wort will sich Maren für die Zukunft besser einprägen. Ja-Sagen geht oft schnell und es ist im ersten Moment auch bequem. Die Dankbarkeit und Anerkennung des Gegenübers sind zunächst vielleicht sicher. Aber dann folgt immer die Arbeit – für die Kinder, für den Mann, für die Kollegen. Und dann kommt vielleicht auch noch der Ärger über sich selbst hinzu – ich habe es wieder nicht geschafft, dieses “Nein”.
Aber auch ein “Nein” macht Maren selbst anfangs noch ein schlechtes Gewissen. War sie jetzt zu egoistisch, dass sie an sich selbst gedacht hat? Das lange Gesicht der Abgewiesenen muss auch noch verkraftet werden. Und vielleicht macht es manchmal Angst, „Nein“ zu sagen, da Angst vor Ablehnung vorhanden sein kann. Maren hat sich einen Trick überlegt. Sie wird versuchen, zunächst um Bedenkzeit zu bitten. “Ich muss darüber einen Moment nachdenken. Ich komme in fünf Minuten zu Dir und sage Dir Bescheid.”
Maren braucht nicht auf der Stelle “Ja” oder “Nein” sagen, auch wenn der andere das gerne möchte. Es wird sicher machmal schwer werden und zunächst nicht so oft gelingen. Aber wenn ein Anfang gemacht ist, klappt es auch immer öfters und immer besser.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 17. Januar 2009