Seelische Widerstandsfähigkeit

Wieder gibt es einen Begriff, von dem in letzter Zeit öfters zu lesen ist. Resilienz – die Stärke, die es einem Menschen ermöglicht, schwierige Bedingungen, Krisen, Misserfolge und neue Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Die Fähigkeit eines Stehaufmännchens zu haben, auch wenn es darum geht, berufliche Fehlschläge, Trennung, Tod oder sonstige Schicksalsschläge zu bewältigen. Menschen mit dieser seelischen Widerstandsfähigkeit können reagieren und überstehen selbst schwere Lebenskrisen und schreckliche Ereignisse ohne weitere seelische Folgen.

Weshalb ist es so, dass manche Menschen eine innere Stärke besitzen und andere nicht? Weshalb können sich manche Menschen bei Stress und Schicksalsschlägen schützen, andere werden krank, reagieren mit Ängsten, Depressionen oder Sucht?

Wie unsere übrigen Fähigkeiten, erlernen wir dieses individuelle „Krisenverhalten“ bereits in der Kindheit. Eine enge emotionale Beziehung zu den Eltern oder anderen Bezugspersonen, in der Zuverlässigkeit, Sicherheit und Akzeptanz erlebt wird, lässt ein stabiles Selbstwertgefühl wachsen. Damit wird die körperliche und seelische Widerstandsfähigkeit gestärkt. Außerdem ist es wichtig, dass die Eltern auch hier Vorbilder sind und zeigen, wie mit Problemen und Konflikten umgegangen werden kann. Auch positive Erfahrungen mit Freunden und anderen Menschen fördern die Widerstandsfähigkeit.

Resiliente Menschen neigen in Stress- und Belastungssituationen dazu, ihren Glauben zu behalten, dass sie selbst etwas bewirken können. Oder dass die Dinge einen positiven Verlauf nehmen können. Das hat die Resilienz-Forschung herausgefunden. Sie bewerten für sich Gegebenheiten mit einer lösungsorientierten, positiven Grundhaltung statt in einer Opferrolle steckenzubleiben. Einen solchen Bewertungsstil können wir auch noch im Erwachsenenalter lernen, allerdings in einem langfristigen Prozess. Und nicht von heute auf morgen. Die Resilienz kann gesteigert werden, indem wir die Verantwortung für das eigene Leben und das Handeln übernehmen. Eine Lösung, auch mit der Hilfe anderer Menschen, sollte gesucht und umgesetzt werden. Das bringt positive Erfahrung in der Krisenbewältigung und stärkt zudem das Selbstvertrauen und die seelische Widerstandsfähigkeit.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht am Donnerstag 15. Februar 2018