Trennung und Scheidung bewältigen
Nachdem die Trennung beschlossen, die Scheidung eingereicht oder schon rechtskräftig geworden ist, beginnt der nächste schwere Abschnitt im Leben - das Ende der Beziehung muss gefühlsmäßig verarbeitet werden. Unterschiedliche Gefühle können hochkommen in unterschiedlicher Intensität und über einen unterschiedlichen Zeitraum. Die Gefühle sind individuell und sollten als persönliche Herausforderung angenommen werden. Und sie sollten Zeit und Raum bekommen. Wie immer bei persönlichen Gefühlen macht es keinen Sinn, „sie unter den Teppich zu kehren“ oder zu ignorieren. Gefühle machen sich dann nur um so deutlicher bemerkbar.
Vielleicht geht der Schock über das Ende der Beziehung und die Trennung einigermaßen zügig vorbei. Nach dem Verleugnen und Nicht-Wahrhaben-Wollen kommen als nächstes die schweren Gefühle und Selbstzweifel - Wut, Angst, Hass, Ohnmacht und Trauer. Auch Rachegedanken können sich ausbreiten. Das Gedankenkarussell setzt ein - „was hätte ich ändern können? Habe ich alles versucht? Was habe ich falsch gemacht?“ Der Körper reagiert möglicherweise mit Appetitlosigkeit, Unruhe, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafproblemen.
Bis zur nächsten Phase der Trennungsbewältigung kann es dauern. Es kann „besser gehen“, wie wir sagen oder auch wieder deutlich zu den schweren Gefühlen und Gedanken zurückgehen. Jetzt ist es wichtig, auch die erneut aufkommenden Gefühle auszuhalten und zu durchleben. Hierbei können vielleicht Sport, Aktivitäten und besonders auch Freunde helfen. Der Kontakt zum Ex-Partner sollte allerdings vermieden werden, wenn es keine notwendigen gemeinsamen Entscheidungen gibt. Der Ex-Partner kann bei der Trennungsbewältigung nicht helfen - jeder ist für sich selbst verantwortlich.
Nach einer gewissen Zeit nehmen die negativen Gefühle ab. Auch die Gedanken kreisen weniger um den Partner und die zu Ende gegangene Beziehung. Selbstzweifel und Selbstvorwürfe werden weniger. Als nächstes kann ein Neustart beginnen, vielleicht mit neuen Hobbys, einer neuen Wohnung oder auch einer neuen Partnerschaft. Bis dahin ist es ein schwerer und langer Weg, der allerdings wichtig ist zu gehen. Das Gewesene muss bewältigt und verabschiedet werden, um in eine gute neue Lebensetappe zu starten.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht am Freitag 20. Oktober 2023