Abschied für immer
„Ich hätte so gerne noch vieles gesagt“ – das ist oftmals der sehr schmerzhafte Gedanke nach dem Tod eines geliebten Menschen. Die Welt scheint erst einmal stillzustehen. Ungesagtes oder offene Fragen bleiben. Am liebsten würde der Tod ignoriert, übersehen oder den anderen überlassen werden. Abschied nehmen fällt schwer. Trauer muss bewältigt werden. Trauern, Trauerarbeit sind unerlässlich, um mit dem Tod fertig zu werden. Von heute auf morgen geht das allerdings nicht. An manchen Tagen wird die Trauer vielleicht übermächtig. An anderen Tage geht es wieder besser. Loslassen ist ein Prozess ohne zeitliche Einschränkung.
Die Wissenschaft hat fünf Phasen des Trauerns definiert: 1. Schock, 2. Emotionen, wie z. B. auch Wut und Zorn, 3. Begreifen, 4. Akzeptieren, 5. Neuorientierung. Alle diese Phasen sollten durchlaufen werden, um sich vom Verstorbenen zu verabschieden. Und insbesondere die Gefühle des Zorns, verlassen worden zu sein, oder die Wut, jetzt alleine weiterleben zu müssen, sollen Zeit und Raum finden. Manchmal können gerade diese starken Gefühle Angst machen. Aber sie gehören ebenso mit zum Trauerprozess. „Austrauern“ statt Immer-gut-drauf-Sein und Verdrängen. Sonst können Seele und Körper irgendwann krank werden. Es entspricht nicht der menschlichen Natur, immer nur heiter und froh zu sein, sondern eben auch traurig und einsam. Gespräche mit Freunden können in schmerzlichen Situationen helfen, sich mit dem Gefühlschaos auseinanderzusetzen. Auch Gespräche in Selbsthilfegruppen oder mit Hilfe professioneller Unterstützung können Entlastung und Unterstützung bieten.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 10. November 2007