Wochenendpendler
Clemens (12) und Philip (9) packen ihre Taschen. Freitagnachmittag geht`s zum Vater. Sonntags zurück zur Mutter. Jedes zweite Wochenende geht das so. Und in den Schulferien sind die Beiden auch mit ihrem Vater auf Tour. Seit drei Jahren gehören die Brüder zu den Pendlern, wie viele andere Kinder und Jugendliche aus Trennungs- und Scheidungsfamilien auch. Ihr Lebensmittelpunkt ist bei der Mutter. In Vaters neuer Wohnung haben sie auch ein Zimmer und ihren Platz für sich.
Inzwischen sind die beiden Brüder eingeübt, den kurzen Weg zum Vater und zurück alleine zu fahren. Es ist für sie Normalität geworden. Manchmal nervt sie der Aufwand, das Taschenpacken und Hin- und Herfahren. Aber sie sind froh, dass ihre Eltern sich schnell nach der Trennung auf feste Absprachen geeinigt haben. Diese Vereinbarungen haben sie immer eingehalten. Die Eltern reden noch miteinander, sie strengen sich an für ihre Jungs. Die Eltern haben immer daran gedacht, dass sie die Kinder von beiden sind. Und dass sie beide Elternteile brauchen und lieben. Die Brüder sind froh, nie gefragt worden zu sein, wen sie lieber haben. Sie haben beide gleich lieb. So könnten sie auch nicht ertragen, wenn ein Elternteil das andere vor ihnen schlecht macht.
Clemens und Philip wissen von betroffenen Freunden und Klassenkameraden, dass es auch anders ablaufen kann. Auch werden die Freunde manchmal einfach von einem Elternteil „verplant“, wenn sie gerade zum anderen wollen. Oder einer ist traurig, wenn sie zum anderen gehen. Dabei wollen alle Kinder im Grunde, dass ihre Eltern sich verstehen und zusammenbleiben. Aber manchmal geht das eben nicht mehr!
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 20. Oktober 2007