Schwiegermutter Frust
Andrea ist absolut sauer. Wieder hat ihre Schwiegermutter sie kritisiert. Sie weiß alles besser. Ob es um Urlaubspläne, Anschaffungen oder Kleidung geht, sie mischt sich in alles ein. An Vereinbarungen mit Andrea und Sven hält sie sich überhaupt nicht. Sie hat stets bessere Ideen. Auch bei ihren Enkelkindern geht „sie ihre eigenen Wege“. Beschwert sich Andrea bei ihrem Mann, prallt das bei ihm ab. Seine Mutter wäre „eben so“ – „sie meint es nur gut“.
Solche Situationen werden von Paaren manchmal jahrelang ertragen. Das Verhältnis zur Schwiegermutter bleibt ungeklärt. Immer wieder gibt es wegen ihr Streit zwischen den Ehepartnern. Ehekrisen entstehen, die im schlimmsten Fall zur Scheidung führen können. Etwa jede achte Ehe geht allein deshalb in die Brüche, weil sich Schwiegertochter und Schwiegermutter nicht verstehen.
Andrea wird Sven jetzt dringend um eine Klärung bitten. Es ist wichtig, dass er mit seiner Mutter spricht und ihr zeigt, dass er sich vom Sohn zu einem erwachsenen Partner seiner Frau entwickelt hat. Sven steht loyal zu Andrea – sie ist für ihn jetzt „die Frau Nummer 1“. Er bringt den Mut auf, seiner Mutter gegenüber einen klaren Standpunkt zu vertreten und sie in ihre Schranken zu verweisen. Respekt für ihre Leistungen und ihren Einsatz kann Sven seiner Mutter weiterhin erweisen. Dennoch ist Sven für die Abgrenzung zuständig. Vielleicht wird die Schwiegermutter beleidigt sein und sich zunächst zurückziehen. Aber die Reviere sind dann abgesteckt. Dadurch wird eine Annäherung oder ein zufriedenstellendes Miteinander erst möglich.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 18. August 2007