Trennungs-Schock

Vor den Weihnachtsfeiertagen und dem Jahreswechsel vom Partner trennen? Weihnachen war immer etwas besonderes. Ein Familienfest vielleicht, oder zumindest waren es gemeinsame, freie Tag mit dem Partner. Und jetzt vorher noch die Trennung? Aber wann sonst? Es gibt eben keinen „richtigen“ Zeitpunkt für eine Trennung. Für die drei Worte: „es ist vorbei“.

Auseinandergehen ist immer ein sehr schwerer Schritt, dem meistens ein längerer Prozess vorausgeht. Gehen oder bleiben – ist oft die Frage, über die lange diskutiert und gestritten wird. Keiner weiß genau, wie dieser Schritt verkraftet wird und wie es den jeweiligen Partnern anschließend geht. Nur irgendwann ist die Trennung beschlossen. Entweder gemeinsam oder ein Partner entschließt sich dazu. Die Gemeinsamkeiten sind vorbei, das Interesse aneinander erloschen, die Gefühle sind gestorben, Lebensstil und Lebensplanung decken sich nicht mehr. Alle Gespräche sind geführt. Statt Liebe sind nur noch Konflikte übriggeblieben – Unzufriedenheiten, Auseinandersetzungen, vielleicht auch Seitensprünge und Affären.

Liebe hält sich leider nicht an den Kalender. Doch vor Weihnachten zu gehen ist besonders schwer. Zu diesem Zeitpunkt Single zu werden ist trostlos und bitter. Ist aber vorgetäuschte Zweisamkeit oder eine Schonfrist bis zum 2. Januar besser? Im Januar suchen mehr Scheidungswillige einen Anwalt auf als in vielen anderen Monaten des Jahres. Eine Trennung ist immer ein bisschen wie Sterben. Deshalb gibt es dafür nie das richtige Datum.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 1. Dezember 2007