Achtsamkeit

Schon in unserer Kindheit haben wir bestimmt gehört, „geh` achtsam mit der Natur um“ oder „sei achtsam auf deinem Nachhauseweg“. In den letzten Jahren hören oder lesen wir viel über Achtsamkeit. Doch diesmal meint dieser Begriff noch etwas anderes.

Unter Achtsamkeit verstehen wir, uns ganz und konzentriert auf die Gedanken, Gefühle, Aktionen eines Augenblicks einzulassen. Und das ohne eine Bewertung. Alle Wahrnehmungen, auch Erinnerungen und Fantasien oder körperliche Reaktionen gehören dazu. Das hört sich vielleicht ganz einfach an. Wir praktizieren jedoch meistens etwas ganz anderes. Zum Beispiel schon beim Frühstück am Wochenende sind wir in Gedanken beim Arbeitstag am Montag. In der Mittagspause wird schon der abendliche Wochenendeinkauf geplant.

Ständig schwirren Stress und Gedanken an kommende Pflichten und Anforderungen durch unseren Kopf. Oftmals wurden auch gerade die besonderen Fähigkeiten von multitaskingfähigen Menschen hervorgehoben. Viele Dinge auf einmal tun zu können, zu erledigen oder zu denken, galt und gilt als erstrebenswert. Inzwischen gibt es allerdings auch die Befürworter von Achtsamkeit. Statt alles Mögliche auf einmal zu denken oder zu erledigen, konzentrieren wir uns bewusst auf den jeweiligen Augenblick. Untersuchungen zeigen positive Effekte für die Gesundheit und das Wohlbefinden.

Durch Achtsamkeitsübungen kann Stress abgebaut werden. Oder auch Symptome bei bestimmten Krankheiten können gelindert werden. Fangen wir also mit den kleinen Dingen im Alltag an. Schmecken wir bewusst das Lieblingsgericht, den tollen Wein. Fühlen und genießen wir die Berührung des Partners. Gehen wir einfach für ein paar Minuten ohne Ziel durch den Raum oder die Natur. Riechen, fühlen, schmecken, hören wir ganz bewusst und ohne eine Wertung. Das alles ist Achtsamkeit.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 4. Oktober 2014