Die fünf Freiheiten

Unerfüllte Wünsche und Bedürfnisse führen zu Enttäuschungen und Frustrationen. Ungelebte Träume können zu seelischen Belastungen und persönlichen Krisen führen. Für eine Partnerschaft und für das Familienleben kann das sicherlich nicht bedeuten, dass alle Bedürfnisse, Wünsche, Träume erfüllt werden können und müssen. Aber in einem vertrauensvollen Miteinander in einer Partnerschaft oder in der Familie sollte Jeder denken, wünschen, fühlen, sagen können, was für Jeden wichtig ist. Alle haben einen guten Kontakt zueinander. Die persönlichen Bedürfnisse werden berücksichtigt. Das stärkt die einzelnen Familienmitglieder und fördert ihr Selbstwertgefühl.

Virginia Satir, eine große Gründerpersönlichkeit der Familientherapie,
hat diese wichtigen Grundhaltungen in „fünf Freiheiten“ festgehalten –

1. „zu sehen und zu hören, was im Moment da ist, statt das, was sein sollte, gewesen ist oder erst sein wird,
2. das auszusprechen, was ich wirklich fühle und denke und nicht das, was von mir erwartet wird,
3. zu meinen Gefühlen zu stehen und nicht etwas anderes vorzutäuschen,
4. um das zu bitten, was ich brauche, statt immer erst auf Erlaubnis zu warten,
5. in eigener Verantwortung Risiken einzugehen, statt auf `Nummer sicher zu gehen` und nichts Neues zu wagen.“

Diese fünf Freiheiten können für jeden Menschen – ob jung oder alt, ob groß oder klein – ein wichtiger Leitfaden für das Miteinander sein. Und sie können auch gleichzeitig ein persönliches „Lernprogramm“ sein, wenn die eine oder andere „Freiheit“ noch nicht so gut umzusetzen geht.
Viel Glück und gutes Gelingen beim Ausprobieren und „Üben“.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 23. Mai 2009