Unerfüllte Bedürfnisse
Ina beklagt sich oft bei Björn, dass sie immer zu kurz komme und es nie um ihre Bedürfnisse gehe. Björn protestiert dann ungläubig. Er habe keine Ahnung, von welchen Bedürfnissen Ina rede. Er wüßte überhaupt nicht, was sie meine. Björn fühlt sich als „der Böse“, der nicht zuhört und nicht auf seine Frau eingeht. Ina fühlt sich vernachlässigt und zurückgewiesen. Was passiert nur ständig bei den Beiden?
In einer Beziehung können nicht alle Bedürfnisse der Partner erfüllt werden, aber viele schon. Am Anfang einer Beziehung klappt es ja auch. Im Laufe der Zeit führen unerfüllte Bedürfnisse aber zum Streit oder zum Kampf. Oftmals hat sich ein Verhaltensmuster bei Partnern eingeschlichen, das nur noch zu Frust und Ärger führt statt zur Bedürfnisbefriedigung und Zufriedenheit. Was kann getan werden?
Partner sollten bedenken, dass auch nach vielen Jahren in einer Beziehung der eine dem anderen nicht die Bedürfnisse „von den Augen ablesen muß“. Das ist keine Auszeichnung für eine besonders gute Beziehung. Wichtig ist, die Bedürfnisse und Wünsche klar auszusprechen. „Ich möchte am Wochenende ins Kino“ statt „was meinst Du zu …“, „vielleicht könnten wir `mal wieder …“. Auch sollten Bedürfnisse zeitnah geäußert werden, dann läßt sich gemeinsam planen und verwirklichen. Langes Abwarten und unklares Formulieren führen zu Enttäuschung und Frust. Dann heißt es plötzlich, „immer komme ich zu kurz“, „nie bekomme ich …“. Gerade durch „immer“ und „nie“ werden Vorwürfe deutlich. Sie zeigen, dass viel zu lange, zu unklar miteinander kommuniziert wurde. Und was wünschen Sie sich von Ihrem Partner?
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 2. Mai 2009