Gemeinsames Reden

Es ist 8.00 Uhr morgens: Mutter fährt Finn zum Kindergarten, anschließend zur Arbeit. Vater ist längst im Büro. Die Zwillinge in der Schule. Heute werden alle erst wieder gegen Abend zu Hause sein. Bis dahin – Pflichten und Termine. 18.00 Uhr: Familienabendessen und gemeinsames Reden. Den Eltern ist dieses Treffen sehr wichtig. Mindestens dreimal wöchentlich essen alle fünf zusammen. Alle sitzen zusammen, reden miteinander, hören einander zu.

Die Eltern haben dazu diese Vereinbarungen mit den Kindern getroffen: Jedes Familienmitglied erzählt bei jedem Essen von sich. Wie war der Tag? Wie geht es jedem? Gibt es erfreuliche Erlebnisse, z. B. über ein Lob der Lehrerin. Oder hat Vater sich über seinen Chef geärgert? Alles darf erzählt werden. Jeder darf ausreden. „Einer redet, alle anderen hören zu“ – zuhören heißt anteilnehmen.

Auch wichtiges wird besprochen und organisiert – Mutter muß am nächsten Tag länger arbeiten. Vater holt Finn ab und kocht. Die Zwillinge kaufen Brot ein. Jeder weiß: Alle sind für die Erledigung der häuslichen Pflichten zuständig. Aufgaben werden verteilt – Verantwortung füreinander wird übernommen. Jeder Einzelne ist in der Familie für sich selbst und für die Gemeinschaft verantwortlich. Jeder in der Familie interessiert sich für jeden – das stärkt das Gefühl des eigenen Wertes. Kinder und Eltern behandeln sich gegenseitig mit Respekt und Ernsthaftigkeit – das stärkt das Selbstvertrauen. Über sich selbst reden – das bringt Übung und verbessert die Kommunikationsfähigkeit. Ein kooperatives Familienklima bringt Zufriedenheit für alle.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 5. Mai 2007