Veränderungen
Mit Riesenschritten geht es auf das Jahresende zu. Advent, Weihnachten, Sylvester und Neujahr – das sind wichtige Zeiten im Jahr. Sie können gefeiert und genossen werden. Sie können aber auch mit viel Arbeit und Mühen zusammenhängen. Wie beim Schenken gibt es beim Feiern oder Geniessen auch bestimmte Rituale.
„Heiligabend kommen immer die Kinder“, „Sylvester findet jedes Jahr bei mir statt“ oder „Weihnachten koche ich immer“ – so lauten oftmals die Selbstverständlichkeiten. Hier schaltet und waltet die Tatkräftige. Sie ist hauptsächlich für andere da, umsorgt und macht, plant und organisiert, erledigt und hat zahlreiche Aufgaben und Verpflichtungen. Zuverlässig und freiwillig tut sie das, was immer schon so war. Sie fühlt sich für alles und alle zuständig. Für sie ist es selbstverständlich, dass sie sich bewegt. Nicht vom Sofa aus dem Leben zuschaut.
Arbeiterin oder Prinzessin – das ist eine Einstellungssache und keine Einkommensfrage. Das Verhalten ist gelernt, oftmals über viele Jahre geprägt. Es kommt in allen sozialen Schichten vor. Und alles Umsorgen und Schaffen hat selbstverständlich auch Vorteile – wie das Versorgtwerden und Nehmen. Die Arbeiterinnen machen den Prinzessinnen das Leben schön. Sie ernten Lob und Anerkennung. Prinzessinen dagegen finden es selbstverständlich, vom Leben und von Arbeiterinnen bedient zu werden. Sie kommen, wenn alles hergerichtet ist und können gut auf dem Sofa sitzenbleiben.
Veränderungen in diesem Verhalten sind für Arbeiterinnen schwer. Sie würden sicherlich für viel Verblüffung und Irritation sorgen – „Du machst das nicht mehr?“ Ein Neustart braucht Mut und den festen Vorsatz, eigene Wünsche und Interessen in Zukunft ernster zu nehmen.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 5. Dezember 2009