Frustrationstoleranz

Weshalb geraten manche Menschen schnell aus der Fassung, wenn etwas anders läuft als sie es sich wünschen. Sie reagieren dann ärgerlich oder deprimiert. Weshalb haben andere in gleichen Situationen aber Durchhaltevermögen und registrieren auch kleine Fortschritte? Weshalb können manche Menschen Rückschläge schlecht ertragen, andere lassen sich davon nicht hindern oder lähmen?

Menschen haben unterschiedliche Fähigkeiten mit Enttäuschungen, Frustrationen oder Rückschlägen umzugehen. Diese Fähigkeiten sind nicht angeboren. Menschen erlernen sie im Laufe ihrer Kindheit. Lernen von den Eltern und Bezugspersonen, schauen von ihnen ab. Eltern vermitteln außerdem Verhaltensweisen für den Umgang mit frustrierenden Situationen. Nur so können Kinder lernen, wie sie mit Enttäuschungen fertig werden können – sie bauen Frustrationstoleranz auf. Denn Enttäuschungen und Fehlschläge gehören mit zum Leben, ob im Kindesalter oder im Erwachsenenalter. Und das müssen wir von klein auf lernen.

Was also tun, wenn beispielsweise das Kind etwas erzählen möchte, wenn die Mutter gerade telefoniert? Oder wenn es im Geschäft unbedingt etwas gekauft haben möchte, wenn es mit dem Vater zum Einkaufen geht? Eltern sollten bewusst ihre Kinder etwas warten lassen und ihnen erklären, weshalb der Wunsch nicht sofort erfüllt wird. „Ich telefoniere kurz zu Ende, dann komme ich zu dir“. Oder, „heute kaufen wir nur Lebensmittel ein, über Spielzeugkauf reden wir zu Hause noch einmal“.

Eltern sollten mit ihren Kindern „üben“ und dabei geduldig und konsequent bleiben. So wird Frustrationstoleranz aufgebaut, die dann hilft, angemessen mit Misserfolgen und Rückschlägen umzugehen, Durchhaltevermögen zu zeigen oder auch ohne Belohnung zufrieden sein zu können.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 16. März 2013