Kritik und Zwang
„Das Problem mir dir ist, dass du mir nie richtig zuhörst!“. „Du musst auch `mal aufhören zu streiten!“ Was genau sollen diese Aussagen ausdrücken? Es sind nur zwei mögliche typische Beispiele aus der Alltagskommunikation zwischen Partnern, Eltern und Kindern.
Und was sollen sie bewirken? Mit ziemlicher Sicherheit wird für die Hörenden dieser Aussagen eine Kritik vermittelt. Die Worte hören sich an wie ein Angriff, ein Urteil, eine Anschuldigung oder Bewertung. Auch Zwang kann durch diese Worte gehört, Angst, Groll, Kränkung oder Resignation ausgelöst werden. Und alles führt zu Blockaden, Widerstand oder Abwehr. Genau das Gegenteil vom Ziel dieser Aussagen wird erreicht. Vermutlich geht der Streit dann richtig los oder der Hörer entzieht sich komplett dem Gespräch.
In der Kommunikation sollte es nicht um „richtig“ oder „falsch“, um „gut“ oder „böse“ gehen, sondern um klare Aussagen, Wünsche, Gefühle und Anliegen. „Ich möchte gerne…“, „ich fühle…“, sind solche klaren Aussagen, die den Kontakt zum Gegenüber aufnehmen und Verbindung schaffen. Ehrlich wird ausgedrückt, wie der Sprecher fühlt und was er möchte. Ein eigenes Bedürfnis wird genannt, damit der Gesprächspartner es aufnehmen kann. Er entscheidet dann, ob er das Bedürfnis erfüllt oder auch nicht – ohne Forderungen oder Druck zu hören.
„Ich bin frustriert (verärgert, sauer), wenn du abends den Fernseher laufen lässt, während wir essen. Ich möchte mich mir dir unterhalten, bist du bereit, den Fernseher auszuschalten.“ So oder so ähnlich klingt eine klare Botschaft, die auch eine Chance für ein ruhiges Essen mit einem angeregten Gespräch ermöglicht.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 18. Mai 2013