Der Chef im eigenen Leben

Manchmal können wir den Eindruck bekommen, das eigene Leben wäre ein Schauspiel, für das andere das Drehbuch geschrieben haben und Regie führen. Andere treffen unsere Entscheidungen, bestimmen die Planung und Ausführung des Lebens. Andere bestimmen auch das Wohlfühlen im Leben, bestimmen über Glücklich- oder Unglücklich-Sein, Erfolg oder Misserfolg, „gut oder schlecht“. Dann liegt die Verantwortung für unser Leben in der Hand von Anderen. Wir sind die Zuschauer. Und müssen damit leben, dass das eigene Leben nicht im eigenen Sinne verläuft. Möglicherweise werden wir dann unzufrieden und manchmal auch krank.

Weshalb ist es so schwer, selbst die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen? Wie kann jeder selbst „der Chef für das eigene Leben“ sein oder erst werden? Zunächst ist die Entscheidung nötig, die Verantwortung für sich selbst tatsächlich zu übernehmen. Nicht der Partner, die schwierigen Umstände oder was auch immer, sind für Planung und Ausführung des Lebens zuständig. Jeder ist es für sich selbst – niemand sonst. „Ich entscheide für mich“, sollte sich jeder immer wieder bewusst machen. Und natürlich auch „für niemanden sonst“.

„Ich treffe meine Entscheidungen“ und gegebenenfalls sollte es erlernt werden, Entscheidungen für sich selbst zu treffen. Das ist nicht immer einfach, manchmal macht es sogar Angst. Es gibt zahlreiche Blockaden, die eigene Entscheidungen erschweren oder verhindern. Zum Beispiel Angst vor Konsequenzen, Angst vor falschen Entscheidung, Angst vor neuen Situationen, Angst vor Streit oder Sanktionen. Deshalb erscheint es dann „besser“ den Anderen entscheiden zu lassen und selbst der Zuschauer im eigenen Leben zu sein. Diese Rolle lässt allerdings keine Möglichkeiten der eigenen Weiterentwicklung oder des Dazulernens zu.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 29. Juni 2013