Utes Auszeit

Die letzten Jahre haben Spuren hinterlassen. Zwar waren Ute und Björn immer ein gutes Team – als Ehepartner, als Eltern. Aber jetzt bemerkt Ute ihre Erschöpfung, körperlich und seelisch. Manchmal möchte sie nur schlafen, nichts mehr hören und sehen. Manchmal fehlt ihr das Interesse, der Schwung für ihre Familie und ihren Beruf. Dann wiederum schläft sie sehr schlecht, kann sich nicht mehr gut konzentrieren, ist schnell gereizt. Utes Batterien sind leer.

Wie viele Frauen war sie nach der Geburt ihrer beiden Kinder zügig wieder in ihren Beruf zurückgekehrt. Ihr anspruchsvoller Leitungsjob hatte ihr immer Spaß gemacht. Auch Björn hatte seine Familienzeit genommen. Und dann gab es zum Glück Kita-Plätze, unterstützende Großeltern und Freunde. Alles hatte stet gut geklappt, auch wenn die Alltagsorganisation oft schwierig und sehr nervenaufreibend war. Krankheiten der Kinder, Überstunden, Weiterbildungen, alles klappte immer irgendwie. Und das Eheleben hatte auch nicht gelitten.

Jetzt aber war Ute dem Rat ihres Arztes gefolgt und hatte eine Kur beantragt. Björn, die Eltern, Freunde hatten sie in ihrem Entschluss sehr unterstützt. Die Versorgung der Kinder war sichergestellt und ein Termin für die Kur stand fest. Nach anfänglichem Zögern freut Ute sich jetzt auf die kommende Zeit. Rechtzeitig hatte Ute ihre Entscheidung für sich getroffen, zum Regenerieren, Auftanken und auch zum Überdenken ihres Lebensstils, ihren Pflichten und Aufgaben.

Viele Frauen übergehen oftmals warnende Zeichen des Körpers und der Seele. Sie steigen nicht rechtzeitig genug aus dem kraft zehrenden Alltag aus, um wieder aufzutanken. Depressionen, Burnout, Herz-, Kreislauferkrankungen sind nur einigen Folgen, die sich einstellen können. Ute bleiben sie durch ihren rechtzeitigen Schritt, für sich zu sorgen, hoffentlich erspart.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 27. April 2013