Seelische Widerstandsfähigkeit

Wieder gibt es einen neuen Begriff, über den in letzter Zeit öfters zu lesen ist. Resilienz – die Stärke, die es einem Menschen ermöglicht, schwierige Bedingungen, Krisen, Misserfolge und neue Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Die Fähigkeit eines Stehaufmännchens zu haben, auch wenn es darum geht, berufliche Fehlschläge, Trennung, Tod oder sonstige Schicksalsschläge zu bewältigen. Menschen mit dieser seelischen Widerstandsfähigkeit können reagieren und überstehen selbst schwere Lebenskrisen und schreckliche Ereignisse ohne weitere seelische Folgen.

Weshalb ist das so, dass manche Menschen diese innere Stärke besitzen und andere nicht? Wie unsere übrigen Fähigkeiten, erlernen wir dieses individuelle „Krisenverhalten“ bereits in der Kindheit. Eine enge emotionale Beziehung zu den Eltern oder anderen Bezugspersonen, in der Zuverlässigkeit, Sicherheit und Akzeptanz erlebt wird, lässt ein stabiles Selbstwertgefühl wachsen. Damit wird die körperliche und seelische Widerstandsfähigkeit gestärkt. Außerdem ist es wichtig, dass die Eltern auch hier Vorbilder sind und zeigen, wie mit Problemen und Konflikten umgegangen werden kann. Sie unterstützen und begleiten.

Aber auch im Erwachsenenalter kann die Resilienz gesteigert werden, so hat die Resilienz-Forschung herausgefunden. Zunächst ist es wichtig, die Verantwortung für das eigene Leben und Handeln zu übernehmen anstatt in der Opferrolle zu verharren. Eine Lösung finden, auch mit Hilfe von anderen Menschen, ist der nächste Schritt anstatt in den Problemen steckenzubleiben. Das wiederum bringt eine positive Erfahrung in der Krisenbewältigung und stärkt gleichzeitig das Selbstvertrauen und die seelische Widerstandsfähigkeit.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 6. April 2013