Trennung nach dem Urlaub
Vielleicht hat der soeben zu Ende gegangene Urlaub eine besondere Erkenntnis für die Partner gebracht – die Beziehung ist zu Ende. Eine Trennung scheint unausweichlich. Schon vor den gemeinsamen Ferien schlummerten Konflikte, Disharmonien und vielleicht auch schon der Trennungswille. Der Urlaub wurde zum „Stresstest für die Partnerschaft“, der bei vielen Paaren in einer Trennung und späteren Scheidung mündet. Nach Untersuchungen wird jede dritte Scheidung nach einem gemeinsamen Urlaub beschlossen.
Der Urlaub soll Entspannung und Erholung bringen, Abschalten und Auftanken. Viel gemeinsame Zeit steht auf dem Plan, die schöne Unternehmungen, Harmonie und Nähe bringen soll. Die „schönste Zeit des Jahres“ ist gefüllt mit vielen Erwartungen. Oftmals auch mit zu hohen Erwartungen. Was im Alltag zu kurz kommt, soll im Urlaub auf Anhieb klappen. Im Alltag bleibt oft nur wenig Zeit für die Zweisamkeit. Beruf, Familienleben, Kinder, die eigenen Interessen und Hobbys brauchen Zeit. Konflikte werden im Alltag oft unter den Teppich gekehrt, unzureichend oder gar nicht geklärt, Gespräche kaum mehr geführt. Im Urlaub kommt dann das zu Tage, was schon länger ärgert oder missfällt.
Nach dem missratenen Urlaub gilt es zu prüfen, ob die Beziehung tatsächlich keine Perspektive mehr hat. Oder sind die Partner bereit „Beziehungsarbeit“- mit regelmäßigen Gesprächen und festen Paar-Terminen – zu beginnen.
Sind sich beide Partner einig auseinanderzugehen oder eventuell eine Trennung auf Zeit zu vereinbaren, sind Klarheiten geschaffen. Hat der Urlaub nochmals gezeigt, dass es doch „keine kleine Hoffnung“ auf eine weitere zufriedenstellende gemeinsame Beziehung mehr gibt, heißt es, die Trennung und den Abschied einzuleiten – auch wenn dies zunächst nur für einen Partner gilt.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 31. August 2013