Zusammenbleiben?
Wir sind nur wegen euch zusammengeblieben – das hörten Nele und ihr Bruder oft von der Mutter. Die Eltern hätten die Familie erhalten wollen. Und versuchten nach außen und vor den Kindern eine „heile“ Familie zu demonstrieren. In Wirklichkeit aber waren sie sehr unglücklich über ihr Leben. Die Eltern lebten meistens gleichgültig nebeneinander her. Der Alltag war oft voller Konflikte und häufigem Kampf zwischen den Partnern.
Nele und ihr Bruder spürten sehr gut, dass bei ihren Eltern etwas nicht stimmte, dass ihnen etwas vorgemacht wurde. Wie die meisten Kinder hatten sie sehr feine Antennen und merkten, dass mit den Eltern etwas nicht in Ordnung war. Aber sie hörten immer wieder genau das Gegenteil. Nele bezog deshalb vieles auf sich selbst. Sie glaubte, dass sie etwas falsch gemacht hatte und Schuld am Unglück der Eltern war. Sie strengte sich an, damit das Zusammenleben wieder gut klappte. Wie fast alle Kinder wollte sie nicht, dass ihre Eltern sich trennten. Die Eltern sollten zusammenbleiben und das für immer.
Für Kinder hat eine solche Lebenssituation fatale Folgen. Eltern, die unglücklich sind, können auch ihre Kinder nicht glücklich machen. Schädliche Auswirkungen auf die seelische Entwicklung der Kinder können entstehen – die Kinder vertrauen ihren eigenen emotionalen Wahrnehmungen nicht mehr. Das Gefühl für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse geht verloren.
Eine Trennung und Scheidung ist in jedem Alter schmerzhaft, für Kinder und für Eltern. Dennoch schafft sie Klarheit. Und immer sollten das Wohl der Kinder, ihre Unterstützung bei der Auflösung der Familie im Vordergrund stehen. Sie sollten zudem stets die wichtige Botschaft erhalten – Mutter und Vater haben euch lieb und werden immer für euch da sein!
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 21. September 2013