Leer und ausgebrannt

Ich arbeite für zwei – auch in der Partnerschaft. Ich fühle mich verantwortlich, dass die Beziehung funktioniert, die erotische Spannung zwischen uns erhalten bleibt. Ich mache alles und hole alles aus mir heraus. Nur bekomme ich wenig dafür zurück. Ich strenge mich dann noch mehr an, weil ich meinen Partner nicht verlieren möchte. Und weil ich mich nie gut genug fühle.

Dies können Gedanken und Gefühle sein, wenn eine Beziehung von „himmelhoch jauchzend“ in ein tiefes Tal gerutscht ist. Intensiv und erfüllend beginnt die Zweisamkeit. Notwendigerweise „kühlt“ sie im Laufe der Zeit etwas ab. Ein immerwährendes „Hochkochen“ gibt es einfach nicht. Ein ewig konfliktfreies, sexuell erfülltes Zusammenleben gibt es nur im Märchen. Aus dem siebten Himmel entsteht in der Realität entweder eine stabile Beziehung – mit Höhen und Tiefen. Oder die Partnerschaft mündet z. B. in Dauerbelastung, Beziehungs-Burnout, Affären oder einem Ende.

Zu einer erfüllenden Partnerschaft gehören klare Erwartungen. Sie sind nicht immer bewusst, wirken jedoch aktiv in der Psyche. Es ist deshalb wichtig, sich selbst über diese Erwartungen im Klaren zu sein. Und vor allem wichtig zu unterscheiden, ob die Wünsche und Bedürfnisse dem Partner gegenüber ausgesprochen oder „nur“ gefühlt werden. Oft klafft hier eine weite Lücke. Das Ausgesprochene ist nicht das Gefühlte.

Den eigenen Erwartungen auf die Schliche zu kommen, ist ein mühsamer Prozess. Viele Menschen fürchten diese Klärung und ein offenes, ehrliches Umgehen mit den Bedürfnissen. Nur so kann allerdings ein Burnout in der Partnerschaft verhindert und ein notwendiger Neuanfang gemacht werden.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 10. April 2010