Gelungenes Miteinander

Wenn Einzelne sich zusammenschließen, entsteht eine Gemeinschaft. Eine Familie, ein Paar, ein Verein, eine Sport- oder Hobbygruppe. Die Einzelnen sind auf vielerlei Weisen miteinander verbunden.

Gemeinschaften können freiwillige oder auch unfreiwillige Mitglieder haben. Eine Ehegemeinschaft wird in der Regel freiwillig geschlossen. Kinder werden unfreiwillig Mitglieder ihrer Familie. Oftmals klappt vieles in der Gemeinschaft gut. Manchmal geht aber auch etwas schief. Wie kann ein großes „Wir“ funktionieren? Wie kann aus der Summe aller Teile mehr als das Ganze werden – mit mehr Kraft, mehr Esprit, mehr Kreativität? Und wie viel „Ich“ bleibt dabei übrig?

Wirklich gute und erfolgreiche Gemeinschaften bestehen bei näherer Betrachtung aus sehr individuellen Einzelwesen. Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, ermöglichen erst ein Zusammenwachsen und das Einordnen in die Gemeinschaft. Rituale und Regeln werden für eine Gemeinschaft geschaffen und immer wieder variiert. Denn soziale Gefüge verändern sich ständig. Aufrichtigkeit und Toleranz lassen zum Beispiel in der Familie die Gefühle von Schutz und Geborgenheit wachsen. Empathie und Mitgefühl für die Mitglieder lassen eine Gemeinschaft erst gelingen. Ein gesunder Egoismus führt zu guten Kompromissen in der Gemeinschaft.

Denn ein „Wir“ funktioniert nur, wenn der Einzelne trotzdem „Ich“ sein kann und „Ich“ lebt. Die persönlichen Interessen und Einstellungen benötigen ihren Raum ebenso wie Werte und das Verständnis für die persönliche Herkunftsgeschichte.
Respekt und die Aufmerksamkeit für das „Ich“ lassen erst ein „Wir“ wachsen.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 22. Mai 2010