Ende und Neuanfang

Manchmal schleicht sich das Ende langsam und still ein – das Ende einer Freundschaft, das Ende einer Beziehung, das Ende eines Hobbys oder eines Jobs. Die Luft ist irgendwann `raus, Interesse und Motivation sind vorbei. Bis dahin vorhandene Bedürfnisse sind nicht mehr zu spüren. Bis dahin wichtige Verbindungen scheinen verlorengegangen zu sein. Wehmut kann aufkommen, wenn nach vielen Jahren eine Etappe im Leben zu Ende geht. Oftmals wird das Ende schon länger gespürt, geahnt oder befürchtet. Oftmals wird ein Ende auch einfach übersehen oder verdrängt.

Was macht es so schwer, sich ein Ende einzugestehen, auch wenn keine Besserung in Sicht ist? Sich klar zu machen, dass einen nichts mehr in der Freundschaft, Beziehung oder in der Arbeitsstelle verbindet und anregt?

Selbstverständlich ist nicht an jeder Straßenecke ein guter bester Freund zu finden. Auch eine neue Beziehung oder eine Arbeitsstelle fallen nicht vom Himmel. Ein Ende bedeutet auch immer ein Abschiednehmen von einem Lebensabschnitt. Wichtiges ist unwichtig geworden, Gewesenes ist vorüber. Angenehme Gefühle gehören der Vergangenheit an. Und damit gehen ebenso Sicherheiten und Vertrautheiten zu Ende. Auch bisherige Gewohnheiten haben nun keinen Platz mehr.

Abschiednehmen und Umbruch brauchen Zeit. Danach stellen sich oftmals Erleichterung und Entlastung ein, Beschwerendes fällt weg. Neue Möglichkeiten stellen sich ein. Vielleicht ist sogar ein Problem vorüber, zu lange war vielleicht ausgehalten und erduldet worden. Wie auch immer, es gibt eine Menge Gründe, an einem Ende auch tatsächlich zu gehen. So kann aus einem Ende dann auch ein Neuanfang werden.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 3. Juli 2010