Verbindliche Regeln
„Wann wollen wir über Dein Taschengeld sprechen?“ – Tim stutzt. Was will der Vater mit ihm besprechen? Seit Jahren teilt sich der Dreizehnjährige seinen wöchentlichen Betrag ein. Das ist fest vereinbart. Diese wichtige Übung für seine Eigenverantwortung und sein Erwachsenenalter bewältigt er sehr gut. Geldgeschenke zum Geburtstag oder zu Weihnachten spart er und kauft sich dafür jeweils ein größeres Teil. Auch das hat stets funktioniert. Tim weiß nicht, was genau der Vater mit ihm besprechen will. Bisher galt stets: grundsätzlich darf er sich kaufen, was es möchte. Gefährliches oder Ungesundes, wie Messer, Zigaretten und auch bestimmte Computerspiele sind ausgeschlossen.
Tim fragt nach, aber klar wird alles erst als sich die Mutter ins Gespräch einschaltet. Der Vater bestätigt seine Zweifel, ob sein Sohn das IPad kaufen könne – ein so teures Gerät. Nun entsteht eine Diskussion zwischen den Eltern. Die Mutter vertritt sehr eindeutig die Meinung, dass die bisherige Regelung mit Tim sehr gut funktioniert hat. Er solle sich jetzt auch seinen Wunsch erfüllen können, da er den gesamten Kaufbetrag zusammen gespart habe. Von seinen Eltern habe er nichts zusätzlich erbeten. Nur weil der Vater kein Interesse an einem IPad habe, könne nicht die feste Regel außer Kraft gesetzt werden. Der Vater lenkt schließlich ein und Tim ist erleichtert.
Es ist wichtig, dass sich die Mutter hier eindeutig und konsequent verhält. Absprachen sind Absprachen, darauf muss sich Tim verlassen können. Sie zählen stets so lange bis sie von allen Familienmitgliedern verändert werden. Eltern stehen mit Rat und Tat zur Seite, gehen auch mit zum Einkaufen. Aber die Entscheidung für die Anschaffung trifft Tim selbst – so lautet die Regel in der Familie.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 4. September 2010