Vorbildfunktion

Was haben ein guter Chef und eine gute Mutter, ein guter Vater gemeinsam? Auf den ersten Blick zunächst nicht so viel. Bei näherer Betrachtung wird aber klar. Sie alle sollten Vorbilder sein und bestimmte persönliche Fähigkeiten besitzen. Was zeichnet zum Beispiel einen guten Chef aus? Über dieses Thema wird in der Geschäftswelt oft und heftig diskutiert. Welche Qualitäten zeichnen eine wahre Führungspersönlichkeit aus?

Auch auf Mutter und Vater können wir diese Fragen übertragen. Denn auch sie sollten Führungspersönlichkeiten sein. Sie sollten beispielsweise Vorbildfunktion für die Art und Weise des Miteinanderumgehens zeigen. Gehört bei Vater und Mutter das Herumschreien zum alltäglichen Umgang, so lernen Kinder sehr schnell, dass sie ebenfalls herumschreien. Weniger das Zimmeraufräumen oder pünktliche Nachhausekommen wird gehört und verinnerlicht, das Schreien wird von den Kindern gelernt.

Bei einem guten Chef ist es ebenso. Achtet er auf die Form seiner Führung, schafft er ein respektvolles und faires Arbeitsklima, dann sind auch schwierige Entscheidungen besser zu kommunizieren. Loben statt toben, anerkennender Umgang, dem Anderen das Gefühl geben, geschätzt zu werden, konstruktive Kritik und angemessenes Feedback geben – das sind Verhaltensweisen, auf die geachtet werden sollte.

Denn das, was sachlich richtig und wichtig ist, sollte auch angemessen kommuniziert werden. Und insbesondere darauf geachtet werden, was es auslöst. Selbsterkenntnis und die Fähigkeit zur Selbstkritik gehören ebenfalls zu den Fähigkeiten einer guten Führungskraft. Mut, Fehler zuzugeben, gehört dazu, wie auch Entschuldigungen auszusprechen. Alle diese Fähigkeiten einer Führungspersönlichkeit können auch auf einen guten Vater, eine gute Mutter übertragen werden.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 1. Dezember 2012