Neuer Partner mit Anhang
Svenjas neuer Freund hat eine Familie. Geschieden, zwei Kinder – so hatte er sich vorgestellt. Seit drei Jahren lebe er als Besuchsvater mit regelmäßigen Kontakten zu seinen Kindern und gemeinsamen Ferienreisen. Die Kinder leben bei der Mutter, deshalb sind die gemeinsamen Wochenenden mit dem Vater heilig. Die zeitliche Planung ist auf die Kinder eingestellt.
Für Svenja war dies zunächst eine neue Situation. Sie selbst hat keine Kinder. Hatte auch bisher noch keinen Partner mit Kindern. Sie wusste, dass es ab einem gewissen Alter fast selbstverständliche ist, einen neuen Partner mit „Altlasten“ kennenzulernen. Viele Männer sind geschieden, verwitwet oder getrennt lebend – viele wiederum haben bereits Kinder. Svenja war anfangs sehr unsicher und auch überrascht, wie viel Zeit und Raum in der neuen Beziehung für die Kinder reserviert war. Sie machte sich Gedanken, wie die Gemeinsamkeiten gelingen könnten.
Wichtig war von Anfang an die Klarheit des Vaters. Er sagte deutlich, welchen zeitlichen Stellenwert er seinen Kindern gibt. Welche Bedeutung die Kinder für ihn haben und dass er seine Verantwortung als Vater auf jeden Fall tragen will. Für Svenja bedeutet das, Verständnis zu haben und gemeinsam mit dem neuen Partner aus allen Wünschen einen Kompromiss zu finden. Denn sie hatte dem neuen Partner auch klar zu verstehen gegeben, was ihr in einer Partnerschaft wichtig ist und wie viel zweisame Zeit sie gern hätte.
Zeit für Zweisamkeit, gemeinsame Inseln gehören selbstverständlich zu einer neuen Beziehung. Klare Gespräche und Rücksicht sind wichtig, das hatte Svenja festgestellt. In einer solchen Konstellation gibt es viele unterschiedliche Bedürfnisse und sie werden noch zahlreicher, wenn Svenja in Kontakt mit den Kindern des neuen Partners kommen wird.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 20. Oktober 2012