Alles neu?
Neuer Partner, neues Zusammenleben, neue Stadt, neue Wohnung. Neues Leben? Vieles kann sich im Leben verändern. Doch auch bei einer neuen Etappe nehmen wir immer die „alte Person“ mit. Unsere Erfahrungen, Einstellungen, Werte und Normen, unsere Erziehung, soziale Herkunft und soziale Stellung prägen uns. Wir haben Vorstellungen und Wünsche an das Leben und somit auch zum Beispiel an die neue Beziehung und das neue Zusammenleben. Nur sind diese Vorstellungen und Einstellungen auch kompatibel mit denen des neuen Partners?
Am Anfang einer neuen Beziehung, mit allen positiven Gefühlen, vergessen wir oftmals, dass ein neuer Partner auch sein „altes Leben“ mitbringt. Wir vergessen über Vorstellungen und Lebensziele zu reden – setzen eine Übereinkunft wie selbstverständlich voraus. Wie selbstverständlich gehen wir auch nach gescheiterten Beziehungen, nach Trennung und Scheidung, wieder planlos in eine neue Beziehung. Wie ein jugendlicher, blauäugiger Mensch.
Die Konsequenzen kommen irgendwann zutage.
Unterschiedliche Einstellungen = in einer Beziehung machen wir immer
alles zusammen oder jeder Partner geht auch seinen eigenen Interessen
alleine nach.
Unterschiedliche Ansichten = in einer Beziehung muss auch gestritten
werden können oder Streit entzweit und muss vermieden werden.
Unterschiedliche Lebensweisen = Rollenverteilung in der Partnerschaft,
zum Beispiel bei der Haushaltsführung oder der Kindererziehung.
Unterschiedliche Vorstellungen = Umgang mit Gefühlen, Umgang mit Geld, sexuelle Wünsche und Wünsche an das Liebesleben.
Die möglichen Unterschiedlichkeiten sind vielfältig, denn zwei eigenständige und gleichwertige Persönlichkeiten treffen zusammen. Eine partnerschaftliches Zusammenleben kann deshalb nur gelingen, wenn über diese Unterschiede und die vorherige Lebensgeschichte auch gesprochen wird. Etwas Neues soll entstehen und kann nur gemeinsam entwickelt werden. Offenheit gehört dazu, Mut, Ehrlichkeit und auch konstruktiver Streit. Dann kann es eine „neue“, zufriedenstellende Beziehung für beide Partner werden, die langfristig und stabil ist.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht am Montag 13. Juli 2015