Seelische Erschütterungen
„Je tiefer etwas vergraben ist, desto länger wird es überdauern“ – Simon Beckett, britischer Journalist und Autor. Das gilt auch für schwere und belastende Gefühle und Erlebnisse. Sie stecken oftmals tief in uns, manchmal sogar unbemerkt. Nach Jahren stellen wir dann vielleicht fest, dass belastende Ereignisse und Erfahrungen einen negativen und nachhaltigen Effekt auf unsere Gegenwart haben. Plötzlich gibt es Auswirkungen auf Beziehungen und die Liebe. Plötzlich werden die eigenen schlechten Kindheitserfahrungen bedeutsam. Schmerzhafte Erinnerungen, schreckliche Momente kommen aus der Vergangenheit hervor.
Ängste können auftreten, die in keinem angemessenen Verhältnis zur
Gegenwart zu stehen scheinen. Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit,
Stimmungsschwankungen, verminderte Belastbarkeit, Erschöpfung, bis hin
zu sozialem Rückzug, Depressionen und Schlafstörungen können sich
bemerkbar machen. Auch Suchterkrankungen, Ess-Störungen oder weitere
selbstschädigende Verhaltensweisen können die Folgen sein. Die lange
nachwirkende seelische Erschütterung
ist plötzlich überwältigend. Körper und Seele funktionieren nicht mehr wie gewohnt. Die üblichen eigenen Strategien auch nicht.
Besonders gravierend wirken seelische Verletzungen aus der Kindheit, wenn sie über längere Zeit durch Eltern oder andere Bezugspersonen zugefügt werden. Kinder sind abhängig von Erwachsenen und sind solchen Verletzungen schutzlos ausgeliefert. Sie können sich nicht wehren oder in Sicherheit bringen.
Aber auch Traumata nach „höherer Gewalt“, wie zum Beispiel nach Naturkatastrophen, Unfällen, schweren Erkrankungen können das Leben erschüttern. Kriege, Verfolgungen, Angriffe, Überfälle beeinträchtigen und belasten zudem das Vertrauen in andere Menschen.
Wird das Leben von der Vergangenheit überschattet, ist es an der Zeit, sich mit den alten Wunden auseinander zu setzen. Sich selbst zu verstehen, ist wichtig. Ebenso sich selbst bewusst wahrzunehmen und die alten Belastungen zu bewältigen.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht am Donnerstag 19. Februar 2015