Rituale
Wichtige Abendrituale gibt es zum Beispiel für Kinder – das Zu-Bett-Gehen hat seinen festen Ablauf mit dem täglichen Vorlesen. Die Gute-Nacht-Geschichte ist ein wichtiger Bestandteil. Kinder brauchen feste Rituale für ihren Alltag und zum gesunden Aufwachsen. Sie geben ihnen Halt und Orientierung. Sie helfen ihnen beim Aufwachsen und Verstehen ihrer Umwelt und ihrer Kultur. Auch das Zusammengehörigkeitsgefühl wird dadurch gestärkt.
Für Erwachsene sind Rituale ebenfalls wichtig – zum Beispiel ein Morgenritual hilft beim Start in den Tag. Kaffee wird getrunken, Mails gecheckt oder die Zeitung gelesen – der feste Rhythmus gehört zum Alltag.
Dann gibt es die Weihnachts- und Adventsrituale, Ferien- und Freizeitrituale, Rituale mit religiösem Ursprung, mit gesellschaftlichem oder traditionellen. Auch im Berufsleben sind Rituale vorhanden, die ein Miteinander in der Gemeinschaft ermöglichen.
Und es gibt Rituale zum Bewältigen von schweren, erschütternden Lebenssituationen. Sie helfen dann besonders, bestimmte Gefühlszustände, wie zum Beispiel Trauer, Schmerz oder Angst, durchzustehen. Gerade nach der Trennung von einem geliebten Menschen oder nach dessen Tod geben Rituale Halt und strukturieren den Alltag. Der Gang zum Friedhof oder zum Bestattungsort hilft vielen Menschen. Wichtig sind jedoch auch persönliche, selbst gestaltete Rituale. Denn diese sind individuell und können verstärkt ihre Wirkung zeigen. Manchen Menschen hilft das Aufsuchen der gemeinsamen bedeutsamen Plätze. Oder ein neuer Gedenkplatz wird geschaffen. Ein imaginäres abendliches oder morgendliches Wort an den Verstorbenen kann helfen. Wie auch ein „Abschiedsbrief“ oder ein „Abschiedstagebuch“. Ohne Rituale geht es nicht. Sie helfen Gefühlszustände zu regulieren, bieten Halt und Struktur.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht am Donnerstag 18. Juni 2015