Kompromisse finden
Maja ist sauer auf Steffen. Am Wochenende lag das Thema Urlaub an und wieder hat sie sich von ihrem Mann übergangen gefühlt. Die Kinder hatten ihre Wünsche schnell klar – Strand, Schwimmen, Sonne, eine der Ferieninsel wie in den Jahren zuvor. Steffen schloss sich den Kindern sofort an, auch ihm gefielen diese Vorstellungen. Nur Maja hatte andere Wünsche. Sie hatte zaghaft ihre Bedürfnisse genannt – Abwechslung, ein neues Land, neue Eindrücke. Damit hatte sich kein Gehör bei der Familie gefunden.
So ging es öfters. Steffen und die Kinder einigen sich schnell. Maja schloss sich Wohl oder Übel an. Dann gab es darüber Streit bei den Ehepartnern. Maja bereute, dass sie ihre Wünsche aufgegeben hatte. Es fühlte sich auch wie Verzichten und Selbstaufgabe an. Damit sollte nun Schluss sein. Maja nahm sich vor, mit Steffen über ihre Gefühle und ihre Anliegen zu sprechen. Ein wichtiger Schritt wäre damit getan.
Das Problem wird direkt angesprochen und die Ehepartner verständigen sich zunächst. Sie sprechen darüber, wie sie miteinander in ihrer Partnerschaft umgehen. Dass jeder Partner ein Recht auf eigene Bedürfnisse, Vorstellungen und Überzeugungen hat. Und dass es darum geht, gehört zu werden und Kompromisse einzugehen. Was genau ein Kompromiss ist, das überlegen beide gemeinsam. Denn es kann sich nicht immer ein Partner durchsetzten und der andere muss mitziehen. Das macht auf die Dauer unzufrieden oder krank. Dann kann die Beziehung funktionieren – beide Partner fühlen sich wohl und sind mit der Gesamtsituation zufrieden. Somit ist dies zunächst eine wichtige Verhandlung zwischen den Ehepartnern. Dann erst sollten sich beide mit den Kindern besprechen und einen Familienplan erstellen. So lernen die Kinder gleichzeitig, dass beide Elternteile wichtige Verhandlungspartner sind und nicht nur zum Beispiel der Vater.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 25. Januar 2014