Konfliktbewältigung
Konflikte gehören zum täglichen Leben, ob im privaten oder beruflichen Bereich. Auch wenn niemand Konflikte richtig mag, können sie nicht immer vermieden werden. Viele Menschen zögern sehr lange, bis sie einen Konflikt offen ansprechen. „Die Zähne werden zusammengebissen – die Faust in der Tasche geballt“. Allerdings helfen diese Strategien in der Regel wenig. Konflikte bleiben erhalten und schwelen weiter. Auf irgendeine Weise verschaffen sie sich dann ihren Raum.
Manche Menschen nutzen die Abwesenheit des Betreffenden und ziehen hintenherum über ihn her. Sie verhalten sich unkooperativ oder bestrafend. Wächst Frustration und angestaute Wut trotzdem weiter an, entladen sich die angestaute Gefühle mit besonderer Schärfe. So wird statt Klärung dann weitere Verletzung erreicht.
Weshalb ist es aber so schwer, einen Konflikt angemessen anzusprechen? Es kann das Ergebnis schlechter Erfahrungen im bisherigen Leben sein. Oder sich selbst als netten, harmoniebedachten Menschen zu betrachten. Konfliktscheu bezeichnen sich auch viele Personen, die zu wenig Streit- oder Konfliktbewältigungsstrategien kennen.
Eine konstruktive Streitkultur ist wichtig und sich selbst einzugestehen, dass Konflikte menschlich und in Ordnung sind. Damit kann erst ein Vorgehen in Konfliktsituationen umgesetzt werden. Vom Konflikt bemerken, über so bald wie möglich ansprechen, bis zum Vorbereiten auf ein Gespräch und dieses unter vier Augen bzw. mit dem Betroffenen selbst führen, mit verständlicher Formulierung bis abschließend zur Lösung kommen – sind Bewältigungsschritte. Ein Patentrezept dafür gibt es nicht. Allerdings führen bereinigte Konflikte zur Stärkung einer Beziehung aller Beteiligten statt zur Zerstörung.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 29. Oktober 2011