Die Neue des Ex-Mannes
Birgit und Lars haben sich vor Monaten getrennt. Die Kinder leben bei Birgit. Sie haben regelmäßigen Besuchskontakt zum Vater – an Wochen und in den Ferien. Der Anfang der neuen Situation war für alle Familienmitglieder sehr schwer. Die Eltern litten unter der Trennung und waren oft sehr wütend aufeinander. Es fiel ihnen schwer, den Kindern in dieser Zeit viel emotionale Unterstützung zu geben.
Aber beide Elternteile hatten sich vorgenommen, dass nach der aufgelösten Ehebeziehung die Eltern-Kind-Beziehung nicht leiden sollte. Beiden war klar, dass ihre Elternschaft unkündbar ist und ihre Kinder ein Recht auf beide Eltern haben. Irgendwie schafften sie es dann auch, den Kindern Kraft und Sicherheit zu geben.
Aber dann kam das Wochenende, an dem Birgit zum ersten Mal von „Papas neuer Freundin“ hörte. Sie merkte sofort, wie Neid und Eifersucht in ihr aufstiegen. Wie nach dem Beziehungsende erlebte sie jetzt nochmals diese Gefühle, die sie bewältigt glaubte. Wieder kamen Gedanken hoch – hätten wir es doch schaffen können? Birgit erging es so, wie es vielen Frauen in gleicher Situation geht. Sie konnte nur schwer damit umgehen, dass ihr Ex-Mann nun augenscheinlich an der Seite einer Neuen wieder glücklich war.
Schwere Stunden und Gefühlen, mit Tränen und Frustration, teilte Birgit dann mit ihren Freundinnen. Wieder gab es lange Gespräche und viel Hilfe und Unterstützung. Es gelang dadurch, die Kinder aus ihrer Auseinandersetzung mit sich selbst herauszuhalten. Angemessen sprach sie mit ihnen. Sie strengte sich an, das bisherige “funktionierenden” Verhältnis zu Lars zu erhalten. Sie bemühte sich weiter, die verabredete “Arbeitsbeziehung” beizubehalten, damit den Kindern Vater und Mutter erhalten bleiben.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 19. November 2011