Neues Jahr – neue Vorsätze
“Es ist so leicht, andere, und so schwierig, sich selbst zu ändern.” – so schreibt schon Oscar Wilde vor über hundert Jahren. Am heutigen Silvester nehmen wir uns möglicherweise dennoch wieder einiges für das neue Jahr vor. Gute Vorsätze für 2012, wie auch für die vergangenen Jahre. Was ist aber daraus geworden? Ist tatsächlich mehr Sport getrieben oder das Rauchen aufgehört worden? Es gibt regelrechte „Klassiker“ unter den Silvestervorsätzen. Aber kaum sind ein paar Tage des neuen Jahres vergangen, sind auch die guten Vorsätze wieder vergessen.
Wie kommt es nur, dass wir uns oft etwas vornehmen und es dennoch nicht verwirklichen? Veränderungen sind grundsätzlich möglich – gesünder leben, mehr für sich selbst tun und ähnliches. Wir scheitern aber oftmals an diesen Vorhaben, da wir einen tückischer Gegenspieler haben – die Gewohnheit. Sie hat ihre Macht durch einen tief im Gehirn verankerten Mechanismus, der jeden Schritt auf alten, ausgetretenen Pfaden belohnt. Wer also bei seinen Gewohnheiten bleibt, fühlt sich dank dieses Belohnungssystems fast immer sicher, geborgen. Verhaltensweisen können sich verselbstständigen und der bewussten Steuerung entziehen, so die Hirnforscher.
Wer Veränderung will, kann diesen Automatismus für sich nutzen. Aus
dem guten Vorsatz, sollte ein Plan und dann eine echte Gewohnheit
werden. Allerdings ist Geduld und Durchhaltevermögen erforderlich. Die
alte Gewohnheit muss zunächst erkannt, gestoppt und durch neue,
erwünschte Verhaltensweisen ersetzt werden. Und das Neue muss trainiert
und geübt werden – so lange, bis eine neue Gewohnheit daraus geworden
ist. Gute Gefühle helfen, dass sich eine neue Erfahrung schneller
einprägt, wir schneller ans Ziel kommen.
Ich wünsche eine guten Start ins neue Jahr mit oder vielleicht auch ohne gute Vorsätze.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 31. Dezember 2011