Nebeneinanderher leben
Wir haben können nichts mehr miteinander anfangen, wir haben uns nichts mehr zu sagen, wir haben uns auseinandergelebt – so lauten Erklärungen von Partnern, die sich entzweit haben, die nur noch nebeneinanderher leben. Vielleicht existiert die Ehe sogar nur noch auf dem Papier. Die Beziehung ist eine häusliche Wirtschaftsgemeinschaft geworden. Oder bleibt wegen der Kinder bestehen. Von anfänglichen Gemeinsamkeiten, gemeinsamen Zielen, Aktivitäten, Interessen, Übereinstimmungen, Nähe, Sexualität und guten intensiven Gesprächen ist oftmals wenig oder nichts mehr übrig geblieben. Jeder Partner hat seine eigenen Belastungen im Beruf, in der Familie. Freizeit, Hobbys, Freundschaften werden jeweils alleine gestaltet.
So entsteht ein schleichender Prozess des Auseinanderlebens. Unbemerkt haben sich nach vielen Konflikten und Streitereien Sprachlosigkeit, Interessenlosigkeit und Rückzug vom Partner eingestellt. Auch ein Seitensprung ist in dieser Phase häufig. Es wird außerhalb der Beziehung das gesucht, was es in der Partnerschaft nicht mehr gibt.
Wie soll es dann weitergehen? Häufig ist der Wunsch vorhanden, die Beziehung wieder zu verbessern und die verloren gegangene Liebe wieder zu finden. Ein Rettungsplan wird gebraucht, vielleicht auch professionelle Unterstützung. Jetzt gilt es, die Beziehung wieder bewusst in den Mittelpunkt zu stellen, sich Zeit füreinander zu nehmen.
Ein gemeinsamer Abend, ohne Kinder, sollte reserviert werden für Kinobesuche, Essen gehen oder sonstige Freizeitaktivitäten. Die gemeinsame Kommunikation sollte wieder neu gelernt werden. Auch eine angemessene Streitkultur sollte sich entwickeln. Durch diese gemeinsame „Arbeit“ entwickelt sich ein neues Miteinander und ein gemeinsamer Neuanfang wird möglich.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 24. März 2012