November und Gedenken

Besonders im November erinnern wir uns an die Verstorbenen – am Totensonntag, Volkstrauertag oder Allerheiligen. Jährlich kehren diese Gedenktage wieder. Vielleicht kehren sie in diesem Jahr für einen bestimmten Verstorbenen zurück. Vielleicht musste in den vergangenen Monaten Abschied von einem wichtigen, geliebten Menschen genommen werden. Dann gedenken wir an diesen Tagen besonders auch diesem Menschen.

Abschied nehmen und Sterben, Tod und Trauern – im Alltag werden Gedanken daran oft verdrängt. Bei einer unheilbaren Krankheit, im Alter, bei der Begleitung eines sterbenden Menschen sind diese Gedanken jedoch nicht mehr zu umgehen. Seelisch und gefühlsmäßig tritt nun für alle Beteiligten eine sehr hohe Belastungssituation ein.

Immer vollzieht sich das Sterben auf eine ganz persönliche Weise. Und diese sollte würdevoll und nach den Wünschen und Vorstellungen des Sterbenden sein. Der Sterbende sollte im Mittelpunkt stehen, auch wenn es noch so schwer für die verabschiedenden Menschen ist.

Für Sterbende ist das Gefühl, nicht allein zu sein, ein großes Geschenk. Nähe und Wärme, Liebe und Zuwendung können Leiden und Schmerzen lindern. Sie erleichtern den Abschied und lassen Frieden finden. Ein „Da-Sein“ ist wichtig – ohne dass viel gesagt oder getan werden muss. Im richtigen Moment können wir uns aber auf uns verlassen, dass die richtigen Worte oder wichtigen Fragen auch ausgesprochen werden. „Abschied nehmen, eine Hilfe und Begleitung beim Sterben geben“ – das stellt für den Sterbenden und für seine Angehörigen eine der größten Herausforderungen des Lebens dar. „Was brauchst Du, was wünschst Du Dir von mir?“ – fragen Sie den Menschen, den Sie auf seinem letzten Weg begleiten. In Frieden wird später dem Verstorbenen gedacht werden können.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 6. November 2010