Besondere Stimmung
Mir ist es überhaupt noch nicht weihnachtlich zu Mute. Beiläufig macht Inken diese Bemerkung. Frank kann ihr nur zustimmen. Ihm geht es ebenso. Der Blick aus dem Fenster in den verschneiten Garten ändert auch nichts daran. Beide stellen fest, dass sie nach ihren anstrengenden Wochen keine weihnachtliche, besinnliche Stimmung in sich spüren. Erst herrscht Schweigen, dann beginnt plötzlich ein angeregtes Gespräch.
Weihnachten – was soll auf jeden Fall stattfinden? Worauf könnten beide verzichten? Ein Tannenbaum wird beschlossen. Weihnachtsplätzchen schmecken auch vom Bäcker und müssen nicht selbst gebacken werden. Weihnachtsgrüße haben Beide noch nie verschickt. Also wird es auch in diesem Jahr keine Weihnachtspost von ihnen geben. Und dann ist da ja noch das Weihnachtsessen. Fondue am Heiligabend soll es auch diesmal geben – diese Tradition möchten beide erhalten. Das Weihnachtsmenü bei ihrem Lieblingsitaliener für den ersten Feiertag hört sich vielversprechend an. Dazu soll gleich am nächsten Tag ein Tisch reserviert werden. Weitere Ideen und Wünsche kommen zügig zusammen.
Plötzlich ist der Weihnachtplan fertig. Beide freuen sich darüber,
dass sie in diesem Jahr kein „das muss aber sein“ für sich brauchen. Es
gibt so viele Vorstellungen von Weihnachten – stets soll es alle
zufrieden stellen und etwas Besonderes sein. Oftmals entsteht dadurch
nur Stress oder Enttäuschung. Inken und Frank scheint es diesmal
gelungen zu sein, die Weihnachtstage ganz nach den persönlichen
Vorstellungen zu planen. Und so können Beide in aller Ruhe und
Besinnlichkeit das leben, was ihrem „individuellen Weihnachten“
entspricht.
Einen schönen 4. Advent wünsche ich Ihnen allen und ein angenehmes, zufrieden stellendes Weihnachtfest.
Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 18. Dezember 2010