Papas neue Freundin

“Du bist nicht meine Mutter” hört Ines zum wiederholten Mal und merkt, wie schwer der Umgang mit Lena ist. Lena hat Recht. Ines ist Papas neue Freundin und wohnt jetzt mit ihm zusammen. Eine Mutter hat Lena schon.
Bei ihr lebt sie die meiste Zeit. Den Vater besucht sie an jedem zweiten Wochenende. Und jetzt ist eben Ines auch noch da. Sie will nicht die Mutter ersetzen oder die Mutterrolle spielen. Eine Konkurrenz will Ines nicht sein. Sie ist eben “nur” die Freundin des Vaters, obwohl sie eine neue Lebensgemeinschaft mit ihm eingegangen ist. Bis jetzt hatte der Vater eine enge und konfliktarme Beziehung zu Lena.

Er erzog sie am Wochenende alleine und es drehte sich vieles um sie. Die Wochenendorganisation lief gut zwischen den Beiden. Lena kannte die Regeln und die Routine beim Vater. In dieses eingespielte Team ist nun Ines neu hinzugekommen. In diesem festgefügten System braucht Ines ihren Platz und ihre eigene Rolle, mit entsprechenden Rechten und Pflichten.

Dazu braucht sie den Vater. Deshalb ist zunächst wichtig, dass die beiden Erwachsenen in Gesprächen klären, wie die Erziehungspraktiken und —ziele sind.
Beide sprechen über Rechte, Pflichten, Regeln, Routinen, Aufgabenverteilung und Freizeitgestaltung innerhalb der Patchworkfamilie. Dann kommt ein nächster sehr wichtiger Schritt. Papa erklärt Lena, wie genau sich Ines im Dreierteam verhalten kann und “darf”. Papa ist der “Chef” der Erwachsenen, der Ines “einführt”. Lena bekommt dadurch Klarheit und kann weiter beide Elternteile lieben und ihnen beiden gegenüber loyal sein. Ines kann so allmählich zur weiteren Bezugsperson für Lena werden.


Von Ulrike Elbers, Familientherapeutin/Supervisorin – Wuppertal
Veröffentlicht in Westdeutsche Zeitung, WZ, Kolumne: Beziehungen am Samstag 8. März 2008